Es ist genauso gekommen, wie von mir am 25.11.2010 vor den letzten Schlichtungen vorausgesagt.
Und alle haben sich bei Heiner Geißler bedankt, „artig“ könnte man sogar sagen. Geißler gebührt auch das Verdienst, die gefährlichen Emotionen, die zu den Verletzten bei der Demonstration geführt haben, beschwichtigt zu haben. Er hat einmal im Laufe der Schlichtung die Aussage gemacht, dass die Befürworter das ganze Projekt vergessen könnten, wenn nur ein Kind bei einer Demo zu Tode kommen würde. Insofern ist Gewalt erst einmal draußen. Das ist gut so. Hier soll jetzt nicht spekuliert werden, wodurch die Eskalation ursprünglich zustande kam, ob durch unverantwortliche Demonstranten oder durch die Staatsmacht, die ein Exempel statuieren wollte. Vermutlich sogar in einem systemischen Aufschaukeln aus Beidem.
Geißler hat seine ganze Auftrittskunst und Selbstdarstellungsart genützt und die Aufmerksamkeit so auf sich gezogen, dass alle ein paar Wochen auf ihn und seine Inszenierung konzentriert waren.
Ein neues Modell, gar ein "neues Demokratiemodell" ist das allerdings nicht. Könige, Fürsten, Sultane und Großwesire haben früher ähnliche Auftritte praktiziert.
Die deutliche Entscheidung für S 21 ist ein Affront gegen die Protestler, wenn sie sich zentral nur auf die Machbarkeit und die rechtliche Absicherung bezieht. Denn das Alternativprojekt des neuen Kopfbahnhofs wäre genauso möglich, hat allerdings - kein Wunder - noch kein einziges Planfeststellungsverfahren absolviert.
Etwas merkwürdig klingt Geißlers Offenbarung später im Interview, dass "Geld wie Heu da" sei. Das schien bisher für die öffentlichen Haushalte nicht zu stimmen. Er malt dazu allerdings eine Zukunft, die die öffentlichen Haushalte mit sehr viel Geld aus Finanztransaktionssteuern bedient. Damit baut er seinen Schlichterspruch aber zumindest implizit auf einer persönlichen politischen Meinung auf. Auch mit seinem typischen „dies mit den Finanzen muss so kommen, es geht gar nicht anders“ wird das nicht sonderlich gut begründet: Er profitiert an dieser Stelle vom Respekt der anderen vor seinem Alter.
Die aufgebaute Hürde des sogenannten Stresstests wurde vom Bahnchef sehr schnell im Interview als unbedeutend angesehen. Die Gegner von S 21 sehen darin die entscheidende Ausstiegschance, den Anfang vom Ende.
Überhaupt, die Bahn und die Behörden mussten sich ständig irgendwelche Fouls und Blößen gefallen lassen. Die vielfältige Kundenkritik, in die der Schlichter ebenfalls gerne einschwang, war nur eins. Aber viele Freizeitexperten waren in der Lage, den Profis der Bahn AG und den Aufsichtsämtern eine schöne kostenlose Fachberatung zu liefern, die die Expertise der eigentlich dafür Bezahlten doch oft sehr mau aussehen ließ.
Ob die Schlichtung irgendetwas verändert hat, außer zwei politische Parteien mehr ins Rampenlicht zu bringen, ist noch nicht klar.
Das Problem von Großprojekten mit hohem finanziellen Aufwand und schwer zu kalkulierenden Begleiterscheinungen bleibt weiter bestehen. Die fünf Minuten, die ein ICE zwischen zwei Großstädten dann schneller ist, überzeugen nicht. Die Faszination der Großprojekte erleben außerdem meist die, vor deren Haustür sie nicht gebaut werden. Man kann sich kaum vorstellen, dass in Siedlungen gut betuchter und machtvoller Bürger für ein Atomendlager gebohrt wird, ein Flughafen oder ein großer Bahnhof erstellt wird. Und es gibt immer weniger Gegenden, in denen man dafür „günstige“ Bedingungen hat.
Außerdem nehmen Menschen individuell auch immer mehr ihre Gemeinwesenrolle an. Sie verkürzen sie nicht auf 5 Minuten alle vier Jahre. Ein systemischer Effekt davon zeigt sich im Leiden der Großprojekte, deren ökonomische Effekte ohnehin nur selten evaluiert werden.
Literatur zum Weiterlesen:
Mohr, G. (2009): Wirtschaftskrise und neue Orientierung - Von Angst und Gier zu Substanz und Anerkennung, Berlin: ProBusiness.
Mohr, G. (2006): Systemische Organisationsanalyse, Bergisch-Gladbach: Edition Humanistische Psychologie.
Und alle haben sich bei Heiner Geißler bedankt, „artig“ könnte man sogar sagen. Geißler gebührt auch das Verdienst, die gefährlichen Emotionen, die zu den Verletzten bei der Demonstration geführt haben, beschwichtigt zu haben. Er hat einmal im Laufe der Schlichtung die Aussage gemacht, dass die Befürworter das ganze Projekt vergessen könnten, wenn nur ein Kind bei einer Demo zu Tode kommen würde. Insofern ist Gewalt erst einmal draußen. Das ist gut so. Hier soll jetzt nicht spekuliert werden, wodurch die Eskalation ursprünglich zustande kam, ob durch unverantwortliche Demonstranten oder durch die Staatsmacht, die ein Exempel statuieren wollte. Vermutlich sogar in einem systemischen Aufschaukeln aus Beidem.
Geißler hat seine ganze Auftrittskunst und Selbstdarstellungsart genützt und die Aufmerksamkeit so auf sich gezogen, dass alle ein paar Wochen auf ihn und seine Inszenierung konzentriert waren.
Ein neues Modell, gar ein "neues Demokratiemodell" ist das allerdings nicht. Könige, Fürsten, Sultane und Großwesire haben früher ähnliche Auftritte praktiziert.
Die deutliche Entscheidung für S 21 ist ein Affront gegen die Protestler, wenn sie sich zentral nur auf die Machbarkeit und die rechtliche Absicherung bezieht. Denn das Alternativprojekt des neuen Kopfbahnhofs wäre genauso möglich, hat allerdings - kein Wunder - noch kein einziges Planfeststellungsverfahren absolviert.
Etwas merkwürdig klingt Geißlers Offenbarung später im Interview, dass "Geld wie Heu da" sei. Das schien bisher für die öffentlichen Haushalte nicht zu stimmen. Er malt dazu allerdings eine Zukunft, die die öffentlichen Haushalte mit sehr viel Geld aus Finanztransaktionssteuern bedient. Damit baut er seinen Schlichterspruch aber zumindest implizit auf einer persönlichen politischen Meinung auf. Auch mit seinem typischen „dies mit den Finanzen muss so kommen, es geht gar nicht anders“ wird das nicht sonderlich gut begründet: Er profitiert an dieser Stelle vom Respekt der anderen vor seinem Alter.
Die aufgebaute Hürde des sogenannten Stresstests wurde vom Bahnchef sehr schnell im Interview als unbedeutend angesehen. Die Gegner von S 21 sehen darin die entscheidende Ausstiegschance, den Anfang vom Ende.
Überhaupt, die Bahn und die Behörden mussten sich ständig irgendwelche Fouls und Blößen gefallen lassen. Die vielfältige Kundenkritik, in die der Schlichter ebenfalls gerne einschwang, war nur eins. Aber viele Freizeitexperten waren in der Lage, den Profis der Bahn AG und den Aufsichtsämtern eine schöne kostenlose Fachberatung zu liefern, die die Expertise der eigentlich dafür Bezahlten doch oft sehr mau aussehen ließ.
Ob die Schlichtung irgendetwas verändert hat, außer zwei politische Parteien mehr ins Rampenlicht zu bringen, ist noch nicht klar.
Das Problem von Großprojekten mit hohem finanziellen Aufwand und schwer zu kalkulierenden Begleiterscheinungen bleibt weiter bestehen. Die fünf Minuten, die ein ICE zwischen zwei Großstädten dann schneller ist, überzeugen nicht. Die Faszination der Großprojekte erleben außerdem meist die, vor deren Haustür sie nicht gebaut werden. Man kann sich kaum vorstellen, dass in Siedlungen gut betuchter und machtvoller Bürger für ein Atomendlager gebohrt wird, ein Flughafen oder ein großer Bahnhof erstellt wird. Und es gibt immer weniger Gegenden, in denen man dafür „günstige“ Bedingungen hat.
Außerdem nehmen Menschen individuell auch immer mehr ihre Gemeinwesenrolle an. Sie verkürzen sie nicht auf 5 Minuten alle vier Jahre. Ein systemischer Effekt davon zeigt sich im Leiden der Großprojekte, deren ökonomische Effekte ohnehin nur selten evaluiert werden.
Literatur zum Weiterlesen:
Mohr, G. (2009): Wirtschaftskrise und neue Orientierung - Von Angst und Gier zu Substanz und Anerkennung, Berlin: ProBusiness.
Mohr, G. (2006): Systemische Organisationsanalyse, Bergisch-Gladbach: Edition Humanistische Psychologie.