Sei doch nicht so pessimistisch! Sieh doch nicht so schwarz! Denk doch einfach positiv! Man kann das Glas als halb leer oder halb voll ansehen. Sieh es doch einfach als halb voll an. Nicht wenige, die Entwicklungen in Gesellschaft und Wirtschaft hinterfragt haben, sind mit diesen Parolen konfrontiert worden. Dabei hatten sie oft nur einen wichtigen Punkt im Auge. Aber die positiv verklärenden Killerphrasen haben das kritische Auge ersetzen wollen.
Die Nachdenklichen und Bedächtigen waren blockierende Bedenkenträger, die den Fortschritt und die Prosperität nur aufhielten. In der Organisationsentwicklung wurden die Widerständler im Schaubild schon einmal als viereckige Klötze dargestellt, während die vorauseilenden Aktivlinge als stromlinienförmige Dreiecke aufgemalt wurden.
Gerade in der Psychoszene hat sich in den letzten Jahren eine Theorie der Individualisierung des Glücks und der Propagierung des positiven Denkens breit gemacht. Ob Motivationsgurus oder Anhänger neuerer Psychomethoden, alle empfahlen vehement das positive Denken.
Kritisch den Verhältnissen gegenüber stehen und grundlegende Entwicklungen und Änderungen zu fordern, wurde mehr und mehr zu einem persönlichen Problem des Einzelnen oder als Widerstand gegen Verantwortung für das eigene Glück deklariert. Denn man kann sich alles Glück in der Wellnesswelt kaufen oder mit Therapie individuell erarbeiten. Du musst noch an Dir arbeiten, war ein verbreiteter Rat.
Dazu beigetragen hat auch eine in der letzten Zeit populäre gewordene psychologische Richtung, die so genannte positive Psychologie. Diese von Martin Seligman, einem der kognitiven Verhaltenstherapie zuzuordnenden Psychologen propagierte Richtung kommt mittlerweile sehr unter Druck, weil Zusammenhänge zu amerikanischen, rechten politischen Bewegungen aufgedeckt wurden. Die Financiers der Untersuchungen zur positiven Psychologie kommen aus dieser Richtung. Die Orientierung ist dabei, die Zufriedenheit mit dem Bestehenden zu betonen. Das fragen dann die Tests entsprechend auch ab. Es geht also darum, den Status Quo konservativ zu erhalten.
Eine interessante Untersuchung hat auch herausgefunden, dass Menschen mit eher linker politischer Auffassung weniger glücklich und zufrieden sind als rechte. Denn sie haben immer das Gefühl, dass es etwas zu verändern ist, dass die Welt besser werden sollte. Das ist kein Glücksbringer, sondern schafft Unbehagen. Dies ist ohne weiteres nachvollziehbar. Aber vielleicht geht es in der Welt gar nicht darum, sich immer gut zu fühlen.
Genauso fand man heraus, dass das positive Denken zwar für die umgebenden Menschen ein feiner Zug ist. aber von einer positiven körperlichen Rückwirkung des positiven Denkens auf einen etwa von Krankheit Betroffenen lässt sich nichts wirklich nachweisen. Menschen, die weniger positiv denken, haben keinen schlechteren Krankheitsverlauf.
Implizit ist in der positiven Psychologie die Individualisierung des Glücks enthalten. Der einzelne ist seines Glückes Schmied. Leiste etwas und du wirst die Früchte ernten. Insofern wundert es nicht, dass sie auch von Vertretern der einfachen neoliberalen Wirtschaftstheorie gerne genommen wurde.
Es wurde suggeriert, dass positives Denken glücklicher und gesünder macht. Ein Krebspatient, den ich in meiner Beratungspraxis begleiten durfte, hatte dies soweit verinnerlicht, dass er sich zusätzlich ärgerte und das Leben schwer machte, wenn er keine positiven Gedanken hatte. Es machte im Endeffekt keinen Unterschied, aber er fühlte sich jedes Mal erleichtert, wenn er durch meine Erlaubnis, seine ganze Wut und seine Verzweiflung äußern durfte.
Bei Lichte betrachtet ist jedem offensichtlich, dass die wesentliche Bedingung für ein auskömmliches Leben in den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen eines Landes liegt, mit der der Einzelne, wenn er dort lebt, einfach von außen konfrontiert ist. Wo du geboren wirst, in welchem Milieu du aufwächst, ist entscheidend für dein späteres Leben. Da macht es keinen Sinn, missliche Verhältnisse positiv wegzudenken. Es ist ein Hohn denen gegenüber, denen die erlebten Verhältnisse in den Knochen stecken.
Nun scheint man sich tatsächlich zu besinnen und den Nutzen des Bedenkens zu erkennen. Dies gilt nicht nur auf individueller Ebene. Auch die manischen Züge mancher wirtschaftlicher Bereiche zeigen ihre Effekte. Ob Finanzkrise oder Atomkraft, das systematische Ausblenden von Risiken und Bedenken mittels Einlullen in Chancen, positivem Denken und Wellnesszonen ist ein Irrweg.
Auch wenn es schwer ist, Menschen sollte das Ganze des Lebens mit allen seinen Gefühlen und auch seinen Grenzen annehmen und nicht irgendetwas mental konstruieren, das zufällig bestimmte Verhältnisse stabilisiert. Dies ist umso wichtiger, als langsam die Generation ausstirbt, die die Schattenseiten des menschlichen Lebens sehr stark erleben musste. Die "nichts ist unmöglich" - Philosophie ist zu hinterfragen.
„Es gibt nichts Richtiges im Falschen“ (T. W. Adorno)
Die Nachdenklichen und Bedächtigen waren blockierende Bedenkenträger, die den Fortschritt und die Prosperität nur aufhielten. In der Organisationsentwicklung wurden die Widerständler im Schaubild schon einmal als viereckige Klötze dargestellt, während die vorauseilenden Aktivlinge als stromlinienförmige Dreiecke aufgemalt wurden.
Gerade in der Psychoszene hat sich in den letzten Jahren eine Theorie der Individualisierung des Glücks und der Propagierung des positiven Denkens breit gemacht. Ob Motivationsgurus oder Anhänger neuerer Psychomethoden, alle empfahlen vehement das positive Denken.
Kritisch den Verhältnissen gegenüber stehen und grundlegende Entwicklungen und Änderungen zu fordern, wurde mehr und mehr zu einem persönlichen Problem des Einzelnen oder als Widerstand gegen Verantwortung für das eigene Glück deklariert. Denn man kann sich alles Glück in der Wellnesswelt kaufen oder mit Therapie individuell erarbeiten. Du musst noch an Dir arbeiten, war ein verbreiteter Rat.
Dazu beigetragen hat auch eine in der letzten Zeit populäre gewordene psychologische Richtung, die so genannte positive Psychologie. Diese von Martin Seligman, einem der kognitiven Verhaltenstherapie zuzuordnenden Psychologen propagierte Richtung kommt mittlerweile sehr unter Druck, weil Zusammenhänge zu amerikanischen, rechten politischen Bewegungen aufgedeckt wurden. Die Financiers der Untersuchungen zur positiven Psychologie kommen aus dieser Richtung. Die Orientierung ist dabei, die Zufriedenheit mit dem Bestehenden zu betonen. Das fragen dann die Tests entsprechend auch ab. Es geht also darum, den Status Quo konservativ zu erhalten.
Eine interessante Untersuchung hat auch herausgefunden, dass Menschen mit eher linker politischer Auffassung weniger glücklich und zufrieden sind als rechte. Denn sie haben immer das Gefühl, dass es etwas zu verändern ist, dass die Welt besser werden sollte. Das ist kein Glücksbringer, sondern schafft Unbehagen. Dies ist ohne weiteres nachvollziehbar. Aber vielleicht geht es in der Welt gar nicht darum, sich immer gut zu fühlen.
Genauso fand man heraus, dass das positive Denken zwar für die umgebenden Menschen ein feiner Zug ist. aber von einer positiven körperlichen Rückwirkung des positiven Denkens auf einen etwa von Krankheit Betroffenen lässt sich nichts wirklich nachweisen. Menschen, die weniger positiv denken, haben keinen schlechteren Krankheitsverlauf.
Implizit ist in der positiven Psychologie die Individualisierung des Glücks enthalten. Der einzelne ist seines Glückes Schmied. Leiste etwas und du wirst die Früchte ernten. Insofern wundert es nicht, dass sie auch von Vertretern der einfachen neoliberalen Wirtschaftstheorie gerne genommen wurde.
Es wurde suggeriert, dass positives Denken glücklicher und gesünder macht. Ein Krebspatient, den ich in meiner Beratungspraxis begleiten durfte, hatte dies soweit verinnerlicht, dass er sich zusätzlich ärgerte und das Leben schwer machte, wenn er keine positiven Gedanken hatte. Es machte im Endeffekt keinen Unterschied, aber er fühlte sich jedes Mal erleichtert, wenn er durch meine Erlaubnis, seine ganze Wut und seine Verzweiflung äußern durfte.
Bei Lichte betrachtet ist jedem offensichtlich, dass die wesentliche Bedingung für ein auskömmliches Leben in den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen eines Landes liegt, mit der der Einzelne, wenn er dort lebt, einfach von außen konfrontiert ist. Wo du geboren wirst, in welchem Milieu du aufwächst, ist entscheidend für dein späteres Leben. Da macht es keinen Sinn, missliche Verhältnisse positiv wegzudenken. Es ist ein Hohn denen gegenüber, denen die erlebten Verhältnisse in den Knochen stecken.
Nun scheint man sich tatsächlich zu besinnen und den Nutzen des Bedenkens zu erkennen. Dies gilt nicht nur auf individueller Ebene. Auch die manischen Züge mancher wirtschaftlicher Bereiche zeigen ihre Effekte. Ob Finanzkrise oder Atomkraft, das systematische Ausblenden von Risiken und Bedenken mittels Einlullen in Chancen, positivem Denken und Wellnesszonen ist ein Irrweg.
Auch wenn es schwer ist, Menschen sollte das Ganze des Lebens mit allen seinen Gefühlen und auch seinen Grenzen annehmen und nicht irgendetwas mental konstruieren, das zufällig bestimmte Verhältnisse stabilisiert. Dies ist umso wichtiger, als langsam die Generation ausstirbt, die die Schattenseiten des menschlichen Lebens sehr stark erleben musste. Die "nichts ist unmöglich" - Philosophie ist zu hinterfragen.
„Es gibt nichts Richtiges im Falschen“ (T. W. Adorno)