Konferenz für Resilienzforschung in Mainz 27-29. September
Zunächst einiges aus der neueren Hirnforschung, das die Beteiligung einiger Hirnanteile aufzeigt. Danach Einiges zum Generellen der Resilienz. Vorab seien jedoch zwei übliche, aber dennoch auch hier notwendige kritische Punkte erwähnt. Die neuophyiologischen Ergebnisse stammen vorwiegend aus Tier-, das heißt hier Mäuseversuchen. Wer da allergisch ist, dem konnten bei den Berichten die Haare zu Berge stehen. Andererseits ist die Einwirkung mittels bestimmter Stoffe natürlich der pharmakologischen Anwendung nicht ganz unähnlich, könnte also auch in dieser Richtung irgendwann genutzt werden. Wer da Bedenken hat, müsste das auch diskutieren. Nach 40 Jahren Arbeit im Umfeld von schwere klinischen Störungen bin ich selbst da nicht mehr ideologisch sondern mehr pragmatisch unterwegs.
Deshalb, was hat sich gezeigt: Scott Russo untersuchte das Immunsystem für bestimmte Erkrankungen. Er stellt in „Immune Mechanism of Depression“ fest, dass Patienten mit bestimmten körperlichen Erkrankungen ein vielfach höheres Depressionsrisiko besitzen. Die durchschnittliche Depressionsrate bei sonst gesunden Menschen ist 3,2 %. Bei Arthritis sind es 10,7 %, bei Angina 15 % und bei schweren Entzündungen sogar 18,1 %. Welche Rolle spielt das periphere Immunsystem? Bestimmte pharmakologische Einwirkung, die das periphere Immunsystem stützt, vermindert die Depression. So etwa IL-6- Antikörper. Interleukin ist bei Entzündungen ein wichtiger regulierender Faktor. Claudin 5 (CLDn5) im Nucleus Accumbens (NAC) ist reduziert. Dieses Protein ist eine Schranke zwischen Zellen und hindert Stoffe am Eindringen in bestimmte Areale des Gewebes. Das Gehirn im Nucleus Accumbens wird quasi undicht in der Abwehr von Stoffen, die mit depressiven Symptomen einher gehen.
Thomas Larrieu aus Lausanne zeigte, dass die soziale Hierarchie die Verletzlichkeit (Vulnerabilität) gegenüber chronischem Stress beeinflusst. Soziale Vermeidung tritt häufiger auf nach „Niederlagen“. Dies lässt sich im preripheren Immunsystem, im präfrontalen Kortex und im Nucleus accumbens zeigen.
Thal Thalamus
HPC - Hippocampus
NAC - Nucleus accumbens
PFC - Präfrontaler Kortex
Insula - Inselrinde
CEA - Central Amygdala
Die verschiedenen Areale der Amydala
Bo Li zeigte, dass ganz verschiedene Areale der Amygdala in Interaktion mit der Mittelhirn an der Angstverarbeitung beteiligt sind. Sein Ansatz untersuchte Feinheiten der Angstkonditionierungstheorien beginnend mit LeDoux und vielen späteren Forschern. Nach Ledoux ´s hirnphysiologischer Angsttheorie beginnt die erste Prüfung auf Angst im Thalamus und mobilisiert dann sofort die Amygdala zu einer schnellen Reaktion ohne Umweg über die Großhirnrinde. Man könnte sie auch eine unbewusste Reaktion nennen. Bo Li untersuchte, wie eine stetige Angstreaktion als chronische Antwort zu unbestimmter oder diffuser Bedrohung im Zusammenwirken der Angstzentren Amygdala und der so genannten VAT entsteht.
Ach Ledoux gibt es noch einen zweiten längeren Prozess, den über den Hippocampus, wo es um Erinnerungen geht. Dann wird auch der Neocotex einbezogen.
Bonannos Wege der Resilienz
George Bonanno ist so etwas wie Star der Resilienzforschung. Er hat, nachdem die Resilienzforschung durch das „9/11“ Ereignis nach 2001 Aufschwung, das heißt auch eine Menge Forschungsgelder erlebte, Vieles erarbeitet. Sein wichtigstes Papier ist schon 2004 erschienen, in dem er die vier Wege der Resilienz (Trajektories), in die sich Menschen offensichtlich nach traumatischen Ereignissen aufteilen, herausarbeitete. Die vier prototypischen Trajektories sind:
Er beschäftigte sich dann mit der Frage: Was ist Resilienz? Resilienz ist danach ein Schirm der das Entfalten vielfacher Elemente über die Zeit beschreibt. Wie lässt sich Resilienz vorhersagen? Es hängt sehr natürlich von der Resilienz nach welchem Ereignis ab. Studien von 2011-2015 ergaben in der Regel eine Resilienz von 50 %. Eigentlich ist die Erholungsrate ganz gut. Beispielsweise im Bereich Angst gelingt die Löschung (Extinction) der Angst, wie es in der wissenschaftlichen Forschung heißt, nur bei 10 % gar nicht,. Schwere Verluste führen zur chronischen Depression nur bei 9 %, und chronischer Trauer bei 17 %.
Laut Bonannos Aufsatz im British Journal of Psychiatry von 2012 ist das Auftreten von PTSD bei US-Soldaten geringer, als man früher annahm, 6,7 % PTSD, 83,1 % gar nicht, 2,2 %, welche die vorher schon Symptome zeigten, bleiben hoch stabil depressiv, aber wie gesagt, nur 6,7 verschlechtern sich chronisch. Tatsächliche Kampferfahrung hat eine Auswirkung, aber nicht so deutlich gegenüber nur erwarteter Erfahrung.
Es gibt multiple, einzelne Indikatoren, die aber alle nur sehr wenig Voraussagequalität haben.
Es ist eine lange Liste. Auch Persönlichkeitsmerkmale wie Bewältigungsstrategien,. Selbstwirksamkeitserfahrung haben einen, allerdings kleinen Vorhersagewert. Das Wichtigste und Bedeutendste von dem Kleinen in der Person ist Optimismus. Und es ist zu beachten, dass unterschiedliche Voraussetzungen auch zu sehr unterschiedlichen und gleichermaßen guten Anpassungen an die Ereignisse führt. Es gibt keine optimale Anpassung. Also es gibt viele kleine „Predictors“ mit vielen kleinen Effekten.
Hinzu kommt die Bedeutung des Kontextes. Gerade bei klinischen Symptomen im Zusammenhang.
Dazu später auch noch mehr, wenn es um die Wirkung von Therapie geht.
Zunächst einiges aus der neueren Hirnforschung, das die Beteiligung einiger Hirnanteile aufzeigt. Danach Einiges zum Generellen der Resilienz. Vorab seien jedoch zwei übliche, aber dennoch auch hier notwendige kritische Punkte erwähnt. Die neuophyiologischen Ergebnisse stammen vorwiegend aus Tier-, das heißt hier Mäuseversuchen. Wer da allergisch ist, dem konnten bei den Berichten die Haare zu Berge stehen. Andererseits ist die Einwirkung mittels bestimmter Stoffe natürlich der pharmakologischen Anwendung nicht ganz unähnlich, könnte also auch in dieser Richtung irgendwann genutzt werden. Wer da Bedenken hat, müsste das auch diskutieren. Nach 40 Jahren Arbeit im Umfeld von schwere klinischen Störungen bin ich selbst da nicht mehr ideologisch sondern mehr pragmatisch unterwegs.
Deshalb, was hat sich gezeigt: Scott Russo untersuchte das Immunsystem für bestimmte Erkrankungen. Er stellt in „Immune Mechanism of Depression“ fest, dass Patienten mit bestimmten körperlichen Erkrankungen ein vielfach höheres Depressionsrisiko besitzen. Die durchschnittliche Depressionsrate bei sonst gesunden Menschen ist 3,2 %. Bei Arthritis sind es 10,7 %, bei Angina 15 % und bei schweren Entzündungen sogar 18,1 %. Welche Rolle spielt das periphere Immunsystem? Bestimmte pharmakologische Einwirkung, die das periphere Immunsystem stützt, vermindert die Depression. So etwa IL-6- Antikörper. Interleukin ist bei Entzündungen ein wichtiger regulierender Faktor. Claudin 5 (CLDn5) im Nucleus Accumbens (NAC) ist reduziert. Dieses Protein ist eine Schranke zwischen Zellen und hindert Stoffe am Eindringen in bestimmte Areale des Gewebes. Das Gehirn im Nucleus Accumbens wird quasi undicht in der Abwehr von Stoffen, die mit depressiven Symptomen einher gehen.
Thomas Larrieu aus Lausanne zeigte, dass die soziale Hierarchie die Verletzlichkeit (Vulnerabilität) gegenüber chronischem Stress beeinflusst. Soziale Vermeidung tritt häufiger auf nach „Niederlagen“. Dies lässt sich im preripheren Immunsystem, im präfrontalen Kortex und im Nucleus accumbens zeigen.
Thal Thalamus
HPC - Hippocampus
NAC - Nucleus accumbens
PFC - Präfrontaler Kortex
Insula - Inselrinde
CEA - Central Amygdala
Die verschiedenen Areale der Amydala
Bo Li zeigte, dass ganz verschiedene Areale der Amygdala in Interaktion mit der Mittelhirn an der Angstverarbeitung beteiligt sind. Sein Ansatz untersuchte Feinheiten der Angstkonditionierungstheorien beginnend mit LeDoux und vielen späteren Forschern. Nach Ledoux ´s hirnphysiologischer Angsttheorie beginnt die erste Prüfung auf Angst im Thalamus und mobilisiert dann sofort die Amygdala zu einer schnellen Reaktion ohne Umweg über die Großhirnrinde. Man könnte sie auch eine unbewusste Reaktion nennen. Bo Li untersuchte, wie eine stetige Angstreaktion als chronische Antwort zu unbestimmter oder diffuser Bedrohung im Zusammenwirken der Angstzentren Amygdala und der so genannten VAT entsteht.
Ach Ledoux gibt es noch einen zweiten längeren Prozess, den über den Hippocampus, wo es um Erinnerungen geht. Dann wird auch der Neocotex einbezogen.
Bonannos Wege der Resilienz
George Bonanno ist so etwas wie Star der Resilienzforschung. Er hat, nachdem die Resilienzforschung durch das „9/11“ Ereignis nach 2001 Aufschwung, das heißt auch eine Menge Forschungsgelder erlebte, Vieles erarbeitet. Sein wichtigstes Papier ist schon 2004 erschienen, in dem er die vier Wege der Resilienz (Trajektories), in die sich Menschen offensichtlich nach traumatischen Ereignissen aufteilen, herausarbeitete. Die vier prototypischen Trajektories sind:
- Der chronische Reaktionsweg (5-30%)
- Das verzögerte Auftreten von Symptomen (0-15 %)
- Der Erholungsweg, bei dem es von anfangs starken Symptomen besser wird (10-25 %)
- Der Resilienz-Weg, bei dem es bei niedriger Symptomatik bleibt (55-85%).
Er beschäftigte sich dann mit der Frage: Was ist Resilienz? Resilienz ist danach ein Schirm der das Entfalten vielfacher Elemente über die Zeit beschreibt. Wie lässt sich Resilienz vorhersagen? Es hängt sehr natürlich von der Resilienz nach welchem Ereignis ab. Studien von 2011-2015 ergaben in der Regel eine Resilienz von 50 %. Eigentlich ist die Erholungsrate ganz gut. Beispielsweise im Bereich Angst gelingt die Löschung (Extinction) der Angst, wie es in der wissenschaftlichen Forschung heißt, nur bei 10 % gar nicht,. Schwere Verluste führen zur chronischen Depression nur bei 9 %, und chronischer Trauer bei 17 %.
Laut Bonannos Aufsatz im British Journal of Psychiatry von 2012 ist das Auftreten von PTSD bei US-Soldaten geringer, als man früher annahm, 6,7 % PTSD, 83,1 % gar nicht, 2,2 %, welche die vorher schon Symptome zeigten, bleiben hoch stabil depressiv, aber wie gesagt, nur 6,7 verschlechtern sich chronisch. Tatsächliche Kampferfahrung hat eine Auswirkung, aber nicht so deutlich gegenüber nur erwarteter Erfahrung.
Es gibt multiple, einzelne Indikatoren, die aber alle nur sehr wenig Voraussagequalität haben.
Es ist eine lange Liste. Auch Persönlichkeitsmerkmale wie Bewältigungsstrategien,. Selbstwirksamkeitserfahrung haben einen, allerdings kleinen Vorhersagewert. Das Wichtigste und Bedeutendste von dem Kleinen in der Person ist Optimismus. Und es ist zu beachten, dass unterschiedliche Voraussetzungen auch zu sehr unterschiedlichen und gleichermaßen guten Anpassungen an die Ereignisse führt. Es gibt keine optimale Anpassung. Also es gibt viele kleine „Predictors“ mit vielen kleinen Effekten.
Hinzu kommt die Bedeutung des Kontextes. Gerade bei klinischen Symptomen im Zusammenhang.
Dazu später auch noch mehr, wenn es um die Wirkung von Therapie geht.