Betrachtungen zu Wagenknecht, S.: Wahnsinn mit Methode – Finanzcrash und Weltwirtschaft, Berlin: Verlag Das Neue Berlin 2008.
Darauf hat Sarah Wagenknecht wahrscheinlich lange gewartet: mit dem Kapitalismus einmal kräftig abrechen zu können. Als Frontfrau der kommunistischen Plattform ist sie bekannt geworden und als Europaabgeordnete der Linken trägt sie politische Verantwortung. Deshalb wundert es nicht, dass das Buch durch klare Analyse und deutliche Standpunkte besticht.
Die Autorin beginnt mit der Betrachtung der Kreditblase am amerikanischen Immobilienmarkt. Dann nimmt sie sich das Vorgehen der Private Equity Firmen und ihr Geschäftsmodell gegenüber Unternehmen vor. Beide Systeme führen aus ihrer Sicht aus kurzfristigen Renditeerwartungen zur Überschuldung der jeweiligen Wirtschaftssubjekte, einmal der privaten Häuslebauer, die meist nach ihrem kurzen Frühling im eigenen Haus von den steigenden Zinsen in höherer Verschuldung, persönlicher Verarmung, oft Obdachlosigkeit zurückgelassen werden. Im zweiten Fall werden Unternehmen betrachtet, die von den Finanzinvestoren, Münteferings „Heuschrecken“ aufgekauft werden. Die Finanzinvestoren sind als private equity von privaten Geldern großer Vermögensbesitzer oder auch Fonds gespeist, die mehr Rendite erzielen sollen, als es am normalen Kapitalmarkt möglich ist. Vom Prinzip her ist dies betriebswirtschaftlich auch nachvollziehbar. Ob die Begleiterscheinungen volkswirtschaftlich wünschenswert sind, steht auf einem anderen Blatt. Als Nächstes nimmt sie den von ihr so genannten Verbriefungstrick aufs Korn. Wie konnte es passieren, das aus schlechten Krediten bald hervorragend geratete Papiere wurden, mit denen sich die russische oder chinesische Staatsbank in großen Teilen eindeckte und die so von „braven“ Steuerzahlern aus Irkutsk oder Shanghai finanziert wurden?
Anschließend folgt eine Analyse des bisherigen Crashs aufgrund von Spekulationsblasen. Sie nimmt dazu das Minsky-Modell der verschiedenen Finanzierungen Hedge-Finanzierungen, spekulative Finanzierungen und Ponzi-Finanzierungen. Die Ponzi-Finanzierungen sind nach deinem italienischen „Geschäftsmann“ Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika benannt. Ponzi hatte das Prinzip eingeführt, Kredite mit immer wieder neuen Krediten zu bedienen, wenn die Einnahmen nicht einmal für die Bedienung der Zinsen dienen, ein Prinzip nach dem heute immer noch viele Entwicklungsländer verfahren müssen. Die großen Finanzjongleure sind für Wagenknecht wesentlich verantwortlich für die Aufblähung der Blasen.
Deutlich stellt die Autorin die Wirkungen statistischer Zahlen auf die Wirtschaftsentwicklung heraus. Die Hälfte der Wirtschaft ist Psychologie. Das wussten wir schon. Wagenknecht beleuchtet, wie mit Zahlen Stimmung gemacht wird. Sie wundert sich über die veröffentlichten Zahlen und unterstellt Wirkungsmache. In dem Moment, als in den USA der Rückgang der Neubauten 11 Prozent und der der Autoverkäufe 25 % betrug, vermeldete die US-Wirtschaft 3,3 % Wirtschaftswachstum. Mit Zahlen kann man die entscheidende Stimmung machen.
Als Ursache für die Krisen macht Wagenknecht die fehlgeleitete Steuerung der Wirtschaft aus. Nicht der Bedarf der Menschen bestimme die Investitionen und die Produktion, sondern die Rendite von Vermögen, die jenseits jeder Konsummöglichkeit sind. Außerdem betrachtet sie die Profiteure der Krise. Als Ursache für die gesamte Entwicklung macht sie den Renditehunger der größten Vermögen aus. Die Vermögensverteilung ist nach ihrer Recherche heute noch ungünstiger verteilt als vor der Wirtschaftskrise 1929, als die Verteilung der Vermögen und Einkommen auch sehr konzentriert war und so keine genügende Nachfrage entstehen ließ, dass sich die Produktion von Gütern und Dienstleistungen noch ausreichend lohnte.
Sarah Wagenknecht ist Marxistin und hat demzufolge ein klares Grundbild, das sie in der Krise bestätigt findet. Dennoch ist das Buch lesenswert und auch mit vielen Beispielen garniert gut zu lesen. Insgesamt wäre eine etwas klarere Recherchenachvollziehbarkeit schön gewesen. Sie ist offenbar im Gegensatz zu ihrem großen und häufiger zitierten Vorbild Karl Marx eher Zweitverwerter.
Dazu gehört auch die Vorstellung, dass die oberen Zehntausend die Drahtzieher des Unheils sind. Was sie beispielsweise nicht erwähnt ist, dass sich an der Renditesucht nicht zuletzt amerikanische Pensionsfonds von Arbeitern beteiligt gezeigt haben. Die Manager dieser Pensionsfonds haben sich zeitweise als strengsten Renditeverfechter gebärdet und dazu beigetragen, viele Unternehmen und ihre aktuell Beschäftigten unter enormen Druck zu setzen. Es geht also nicht um überzogene kapitalistische Praktiken einzelner Leute, sondern um eine Logik, die bei großen frei flottierenden Kapitalmengen von selbst entsteht. Es gilt also die gesellschaftliche Aufgabe anzunehmen, für mehr Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen.
Dennoch ist das Buch lesenswert und auch mit vielen Beispielen garniert gut zu lesen. Insgesamt wäre eine etwas klarere Recherchenachvollziehbarkeit schön gewesen. Sie ist offenbar im Gegensatz zu ihrem großen und häufiger zitierten Vorbild Karl Marx eher Zweitverwerter.
Weiterführende Literatur:
Mohr, G. Wirtschaftskrise und neue Orientierung, Berlin:ProBusiness 2009.
Darauf hat Sarah Wagenknecht wahrscheinlich lange gewartet: mit dem Kapitalismus einmal kräftig abrechen zu können. Als Frontfrau der kommunistischen Plattform ist sie bekannt geworden und als Europaabgeordnete der Linken trägt sie politische Verantwortung. Deshalb wundert es nicht, dass das Buch durch klare Analyse und deutliche Standpunkte besticht.
Die Autorin beginnt mit der Betrachtung der Kreditblase am amerikanischen Immobilienmarkt. Dann nimmt sie sich das Vorgehen der Private Equity Firmen und ihr Geschäftsmodell gegenüber Unternehmen vor. Beide Systeme führen aus ihrer Sicht aus kurzfristigen Renditeerwartungen zur Überschuldung der jeweiligen Wirtschaftssubjekte, einmal der privaten Häuslebauer, die meist nach ihrem kurzen Frühling im eigenen Haus von den steigenden Zinsen in höherer Verschuldung, persönlicher Verarmung, oft Obdachlosigkeit zurückgelassen werden. Im zweiten Fall werden Unternehmen betrachtet, die von den Finanzinvestoren, Münteferings „Heuschrecken“ aufgekauft werden. Die Finanzinvestoren sind als private equity von privaten Geldern großer Vermögensbesitzer oder auch Fonds gespeist, die mehr Rendite erzielen sollen, als es am normalen Kapitalmarkt möglich ist. Vom Prinzip her ist dies betriebswirtschaftlich auch nachvollziehbar. Ob die Begleiterscheinungen volkswirtschaftlich wünschenswert sind, steht auf einem anderen Blatt. Als Nächstes nimmt sie den von ihr so genannten Verbriefungstrick aufs Korn. Wie konnte es passieren, das aus schlechten Krediten bald hervorragend geratete Papiere wurden, mit denen sich die russische oder chinesische Staatsbank in großen Teilen eindeckte und die so von „braven“ Steuerzahlern aus Irkutsk oder Shanghai finanziert wurden?
Anschließend folgt eine Analyse des bisherigen Crashs aufgrund von Spekulationsblasen. Sie nimmt dazu das Minsky-Modell der verschiedenen Finanzierungen Hedge-Finanzierungen, spekulative Finanzierungen und Ponzi-Finanzierungen. Die Ponzi-Finanzierungen sind nach deinem italienischen „Geschäftsmann“ Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika benannt. Ponzi hatte das Prinzip eingeführt, Kredite mit immer wieder neuen Krediten zu bedienen, wenn die Einnahmen nicht einmal für die Bedienung der Zinsen dienen, ein Prinzip nach dem heute immer noch viele Entwicklungsländer verfahren müssen. Die großen Finanzjongleure sind für Wagenknecht wesentlich verantwortlich für die Aufblähung der Blasen.
Deutlich stellt die Autorin die Wirkungen statistischer Zahlen auf die Wirtschaftsentwicklung heraus. Die Hälfte der Wirtschaft ist Psychologie. Das wussten wir schon. Wagenknecht beleuchtet, wie mit Zahlen Stimmung gemacht wird. Sie wundert sich über die veröffentlichten Zahlen und unterstellt Wirkungsmache. In dem Moment, als in den USA der Rückgang der Neubauten 11 Prozent und der der Autoverkäufe 25 % betrug, vermeldete die US-Wirtschaft 3,3 % Wirtschaftswachstum. Mit Zahlen kann man die entscheidende Stimmung machen.
Als Ursache für die Krisen macht Wagenknecht die fehlgeleitete Steuerung der Wirtschaft aus. Nicht der Bedarf der Menschen bestimme die Investitionen und die Produktion, sondern die Rendite von Vermögen, die jenseits jeder Konsummöglichkeit sind. Außerdem betrachtet sie die Profiteure der Krise. Als Ursache für die gesamte Entwicklung macht sie den Renditehunger der größten Vermögen aus. Die Vermögensverteilung ist nach ihrer Recherche heute noch ungünstiger verteilt als vor der Wirtschaftskrise 1929, als die Verteilung der Vermögen und Einkommen auch sehr konzentriert war und so keine genügende Nachfrage entstehen ließ, dass sich die Produktion von Gütern und Dienstleistungen noch ausreichend lohnte.
Sarah Wagenknecht ist Marxistin und hat demzufolge ein klares Grundbild, das sie in der Krise bestätigt findet. Dennoch ist das Buch lesenswert und auch mit vielen Beispielen garniert gut zu lesen. Insgesamt wäre eine etwas klarere Recherchenachvollziehbarkeit schön gewesen. Sie ist offenbar im Gegensatz zu ihrem großen und häufiger zitierten Vorbild Karl Marx eher Zweitverwerter.
Dazu gehört auch die Vorstellung, dass die oberen Zehntausend die Drahtzieher des Unheils sind. Was sie beispielsweise nicht erwähnt ist, dass sich an der Renditesucht nicht zuletzt amerikanische Pensionsfonds von Arbeitern beteiligt gezeigt haben. Die Manager dieser Pensionsfonds haben sich zeitweise als strengsten Renditeverfechter gebärdet und dazu beigetragen, viele Unternehmen und ihre aktuell Beschäftigten unter enormen Druck zu setzen. Es geht also nicht um überzogene kapitalistische Praktiken einzelner Leute, sondern um eine Logik, die bei großen frei flottierenden Kapitalmengen von selbst entsteht. Es gilt also die gesellschaftliche Aufgabe anzunehmen, für mehr Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen.
Dennoch ist das Buch lesenswert und auch mit vielen Beispielen garniert gut zu lesen. Insgesamt wäre eine etwas klarere Recherchenachvollziehbarkeit schön gewesen. Sie ist offenbar im Gegensatz zu ihrem großen und häufiger zitierten Vorbild Karl Marx eher Zweitverwerter.
Weiterführende Literatur:
Mohr, G. Wirtschaftskrise und neue Orientierung, Berlin:ProBusiness 2009.