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Was steckt hinter der Gender-Frage in Unternehmen und Organisationen?

19/11/2017

 
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​Die Zeitschrift Brandeins hat sich kürzlich unter dem Aufmacher „Verklemm Dich nicht“ wieder einmal mit der Genderfrage in Unternehmen und Organisationen beschäftigt. Das Ganze wirkte sogar etwas mürrisch, so als ob man sich „immer noch“ damit beschäftigen muss. 

Wieder sind viele tolle Beispiele erfolgreicher Frauen dargestellt. Warum ist das nicht durchgehend der Fall? Sind es pure Machtattitüden der Männer oder etwas ganz geheimnisvolles, dass hier verantwortlich gezeichnet wird? Aber da ist überhaupt nichts ominöses, tiefenpsychologisches, was die Frauen in eine schlechtere Position geraten lässt. Warum nicht?

Es liegt an einer aufgrund der Sozialisation von Frauen -Gott sei Dank- vorhandenen stärkeren sozialen und menschlichen Orientierung. Männer, die sozial eingestellt sind und hohe Empathie zeigen, haben die gleichen Nachteile wie Frauen in der Wirtschaft und anderen Organisationen. Allenfalls im "menschelnden" Personalbereich dürfen Frauen ran. 

Denn die Logik der Wirtschaft bezieht sich hauptsächlich auf das Konkurrenz-Denken und die Haltung "sich gegeneinander Vorteile zu verschaffen". Es ist weiter die Kampflogik vorhanden. Neuere Ansätze der Gemeinwohlökonomie (Felber, 2009; Mohr, 2015), in denen kooperative Strukturen auch aus ökonomischen Gründen beispielsweise der Reduzierung von Verschwendung  empfohlen werden, sind bisher zarte Pflänzchen. Nun ist es nicht so, dass Frauen nicht kämpfen können oder wollen, aber sie haben darin in der Regel weniger Training als Männer.

Es kommt aber noch ein entscheidender weiterer Punkt hinzu: Die Wirtschaft ist ausgeprägt hierarchisch. Der wohl bekannteste Anbieter von Managementtrainings in Europa bewirbt seinen General Management-Lehrgang immer noch folgendermaßen:
„Die strategische Gesamtführung ist zudem immer Chefsache, nicht delegierbar, egal, ob aufkommende Probleme markt- oder hausbedingt. Die vorbereitende Ausarbeitung von Analysen, Strategie-Entwürfen und Plänen ist zwar an nachgelagerte Führungsebenen delegierbar. Nicht so jedoch die Beurteilung der Ausgangslage, das Erkennen des Handlungsbedarfs sowie die zentralen Entscheidungen über die Zukunft des Unternehmens. Gesamtverantwortliche Führungskräfte kommen nicht umhin, ihre „Leitplanken-Verantwortung“ wahrzunehmen.“

Diese Beschreibung offenbart ein Bild des Zusammenwirkens der Menschen im Unternehmen, das sich vom alten "Gutsherrenmodell" im Prinzip noch nicht unterscheidet. Davon einmal abgesehen, dass dies gar nicht funktioniert und Lichtgestalten unterstellt, die es gar nicht gibt, setzt es aber seit Generationen Manager unter ein Erwartungsbild, das nur die lösen können, die es gar nicht annehmen, sondern insgeheim partizipative Entscheidungen aufgrund der Wertschätzung ihrer Mitarbeiter leben. Das heißt, hinter der "Genderfrage" steht eigentlich ein altes mentales Modell: nämlich die immer noch verbreitete Erwartung an Funktionsträger, durch geringe Empathiewerte und ein hierarchisches Steuerungsbild in Wirtschaft und Unternehmen charakterisiert sind. 

In meinem Buch thematisiere ich dieses alte Wirtschaftsmodell und gehe auf die Psycho-Logik der Wirtschaft genauer ein: Mohr, G. (2015): Systemische Wirtschaftsanalyse, Bergisch-Gladbach: EHP 
​> hier erhältlich  

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Mediation aktuell

29/10/2017

 

Mit der Verabschiedung des Mediationsgesetzes hatte man Hoffnungen verbunden, dass dadurch die Gerichte entlastet werden. Mittlerweile ist die Belastung der Gerichte aus anderen Gründen zurückgegangen (https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2017/Wie-ueberlastet-ist-die-Justiz-wirklich,justiz246.html). Dennoch wird die Mediation weniger genutzt als erwartet. Der Nachteil der Mediation ist offensichtlich, dass die Streitpartei ihren Fall dann nicht so abgeben kann wie, wenn sie über einen Rechtsanwalt klagen lässt. Sie bleibt weiter involviert und behält sehr stark den emotionalen Stress.  
Mediation ist im Gegensatz zu Coaching, Supervision oder Organisationsberatung mittlerweile ein durch ein Gesetz (Mediationsgesetz) geregeltes Vorgehen. Sie ist „ein vertrauliches und strukturiertes Verfahren, bei dem Parteien mithilfe eines oder mehrerer Mediatoren freiwillig und eigenverantwortlich eine einvernehmliche Beilegung ihres Konfliktes anstreben“ (§1 MediationsG).
Mediation ist ein Konfliktlösungsverfahren. Das Gesetz stellt dann an den Mediator eine ganze Reihe Anforderungen:
-Unabhängigkeit
-Neutralität
-Keine Entscheidungsbefugnis in der Sache
-Entscheidungsmöglichkeit über den Prozess
-Führung durch den Prozess
-Vergewisserungspflicht bzgl. Verstehen des Verfahrens
-Allparteiligkeit
-Hinweispflicht auf Expertisen
-Offenlegungspflicht bzgl. seiner Tätigkeiten
-Tätigkeitsauschluss bei bisheriger anderer Tätigkeit in gleicher Sache
-Tätigkeitsauschluss auch bei Bürokollegen
-Verschwiegenheitspflicht
-Kompetenznachweis.
Diese Anforderungen sind sehr weitgehend, entsprechen aber im Prinzip dem, was beispielsweise auch Verbände zu anderen Berufsfeldern der Beratung wie Coaching und Supervision von ihren Mitgliedern verlangen. Allerdings ist durch die gesetzliche Festlegung theoretisch die Möglichkeit, einzelne Punkte davon einzuklagen bzw. Schadensersatz bei Nichterfüllung zu fordern, eher gegeben. 
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Weiterlesen:
Weigel, S. (Hg.) (2014): Theorie und Praxis der Transaktionsanalyse in der Mediation, Baden-Baden: Nomos.  

Resilienz-Forschung

8/10/2017

 
Konferenz für Resilienzforschung in Mainz 27-29. September


Zunächst einiges aus der neueren Hirnforschung, das die Beteiligung einiger Hirnanteile aufzeigt. Danach Einiges zum Generellen der Resilienz. Vorab seien jedoch zwei übliche, aber dennoch auch hier notwendige kritische Punkte erwähnt. Die neuophyiologischen Ergebnisse stammen vorwiegend aus Tier-, das heißt hier Mäuseversuchen. Wer da allergisch ist, dem konnten bei den Berichten die Haare zu Berge stehen. Andererseits ist die Einwirkung mittels bestimmter Stoffe natürlich der pharmakologischen Anwendung nicht ganz unähnlich, könnte also auch in dieser Richtung irgendwann genutzt werden. Wer da Bedenken hat, müsste das auch diskutieren. Nach 40 Jahren Arbeit im Umfeld von schwere klinischen Störungen bin ich selbst da nicht mehr ideologisch sondern mehr pragmatisch unterwegs.


Deshalb, was hat sich gezeigt: Scott Russo untersuchte das Immunsystem für bestimmte Erkrankungen. Er stellt in „Immune Mechanism of Depression“ fest, dass Patienten mit bestimmten körperlichen Erkrankungen ein vielfach höheres Depressionsrisiko besitzen. Die durchschnittliche Depressionsrate bei sonst gesunden Menschen ist 3,2 %. Bei Arthritis sind es 10,7 %, bei Angina 15 % und bei schweren Entzündungen sogar 18,1 %. Welche Rolle spielt das periphere Immunsystem? Bestimmte pharmakologische Einwirkung, die das periphere Immunsystem stützt, vermindert die Depression. So etwa IL-6- Antikörper. Interleukin ist bei Entzündungen ein wichtiger regulierender Faktor. Claudin 5 (CLDn5) im Nucleus Accumbens (NAC) ist reduziert. Dieses Protein ist eine Schranke zwischen Zellen und hindert Stoffe am Eindringen in bestimmte Areale des Gewebes. Das Gehirn im Nucleus Accumbens wird quasi undicht in der Abwehr von Stoffen, die mit depressiven Symptomen einher gehen.


Thomas Larrieu aus Lausanne zeigte, dass die soziale Hierarchie die Verletzlichkeit (Vulnerabilität) gegenüber chronischem Stress beeinflusst. Soziale Vermeidung tritt häufiger auf nach „Niederlagen“. Dies lässt sich im preripheren Immunsystem, im präfrontalen Kortex und im Nucleus accumbens zeigen. 


Thal  Thalamus
HPC - Hippocampus
NAC - Nucleus accumbens
PFC - Präfrontaler Kortex
Insula - Inselrinde
CEA - Central Amygdala


Die verschiedenen Areale der Amydala
Bo Li zeigte, dass ganz verschiedene Areale der Amygdala in Interaktion mit der Mittelhirn an der Angstverarbeitung beteiligt sind. Sein Ansatz untersuchte Feinheiten der Angstkonditionierungstheorien beginnend mit LeDoux und vielen späteren Forschern. Nach Ledoux ´s hirnphysiologischer Angsttheorie beginnt die erste Prüfung auf Angst im Thalamus und mobilisiert dann sofort die Amygdala zu einer schnellen Reaktion ohne Umweg über die Großhirnrinde. Man könnte sie auch eine unbewusste Reaktion nennen. Bo Li untersuchte, wie eine stetige Angstreaktion als chronische Antwort zu unbestimmter oder diffuser Bedrohung im Zusammenwirken der Angstzentren Amygdala und der so genannten VAT entsteht. 
Ach Ledoux gibt es noch einen zweiten längeren Prozess, den über den Hippocampus, wo es um Erinnerungen geht. Dann wird auch der Neocotex einbezogen. 


Bonannos Wege der Resilienz
George Bonanno ist so etwas wie Star der Resilienzforschung. Er hat, nachdem die Resilienzforschung durch das „9/11“ Ereignis nach 2001 Aufschwung, das heißt auch eine Menge Forschungsgelder erlebte, Vieles erarbeitet. Sein wichtigstes Papier ist schon 2004 erschienen, in dem er die vier Wege der Resilienz (Trajektories), in die sich Menschen offensichtlich nach traumatischen Ereignissen aufteilen, herausarbeitete. Die vier prototypischen Trajektories sind:
  • Der chronische Reaktionsweg  (5-30%)
  • Das verzögerte Auftreten von Symptomen (0-15 %)  
  • Der Erholungsweg, bei dem es von anfangs starken Symptomen besser wird (10-25 %)
  • Der Resilienz-Weg, bei dem es bei niedriger Symptomatik bleibt (55-85%). 


Er beschäftigte sich dann mit der Frage: Was ist Resilienz? Resilienz ist danach ein Schirm der das Entfalten vielfacher Elemente über die Zeit beschreibt. Wie lässt sich Resilienz vorhersagen? Es hängt sehr natürlich von der Resilienz nach welchem Ereignis ab. Studien von 2011-2015 ergaben in der Regel eine Resilienz von 50 %. Eigentlich ist die Erholungsrate ganz gut. Beispielsweise im Bereich Angst gelingt die Löschung (Extinction) der Angst, wie es in der wissenschaftlichen Forschung heißt, nur bei 10 % gar nicht,. Schwere Verluste führen zur chronischen Depression nur bei 9 %, und chronischer Trauer bei 17 %. 
Laut Bonannos Aufsatz im British Journal of Psychiatry von 2012 ist das Auftreten von PTSD bei US-Soldaten geringer, als man früher annahm,  6,7 % PTSD, 83,1 % gar nicht, 2,2 %, welche die vorher schon Symptome zeigten, bleiben hoch stabil depressiv, aber wie gesagt, nur 6,7 verschlechtern sich chronisch. Tatsächliche Kampferfahrung hat eine Auswirkung, aber nicht so deutlich gegenüber nur erwarteter Erfahrung.
Es gibt multiple, einzelne Indikatoren, die aber alle nur sehr wenig Voraussagequalität haben.
Es ist eine lange Liste. Auch Persönlichkeitsmerkmale wie Bewältigungsstrategien,. Selbstwirksamkeitserfahrung haben einen, allerdings kleinen Vorhersagewert. Das Wichtigste und Bedeutendste von dem Kleinen in der Person ist Optimismus. Und es ist zu beachten, dass unterschiedliche Voraussetzungen auch zu sehr unterschiedlichen und gleichermaßen guten Anpassungen an die Ereignisse führt. Es gibt keine optimale Anpassung. Also es gibt viele kleine „Predictors“ mit vielen kleinen Effekten. 
Hinzu kommt die Bedeutung des Kontextes. Gerade bei klinischen Symptomen im Zusammenhang.  
Dazu später auch noch mehr, wenn es um die Wirkung von Therapie geht.  

Angst, Resilienz und Meditation

23/9/2017

 
Angst, Resilienz und Meditation

Es gibt einige beunruhigendeTatsachen des menschlichen Lebens. Der Mensch lebt im Vergleich zur Welt oder zur Geschichte relativ kurz, die paar Jahre auf einem Staubkorn am Rande des Weltalls, wie Willigis Jäger sagt. Er ist außerdem dem Tod geweiht. Das ist das Einzige, was in seinem Leben sicher ist. 

Davor in seinem Leben ist er ein recht empfindliches Wesen. Evolutionär aus seiner Rolle als zunächst filigranes Beutetier stammend, dann selbst zum Räuber geworden und zwar zum schlimmsten, weil er auch unter Seinesgleichen keine Gnade kennt, befindet er sich in einer ziemlichen Gemengelage. Beutetier und Räuber sein, sich selbst gegenseitig nicht über den Weg trauen, ist anstrengend. Daraus entstehen bei ihm viele Ängste, vielleicht letztlich alle irgendwie auf die Todesangst zurückzuführen, aber viele vorher schon sehr wirksam.

Entsprechend versucht er sich zu retten. Dies tut er - und da ist der in den Wohlstandsländern, insbesondere auch in Deutschland - sehr vorsorgeintensiv. Er versucht sich gegen alles Mögliche zu versichern, raucht nicht mehr, zweifelt, wenn er sich zu wenig bewegt oder bei jedem Glas Alkohol, ob er nicht gerade sein Leben verkürzt. Alles, was er selbst schafft, wie das Auto, bekommt bald einen mörderischen Ruf. Nur die Natur, die Erde, die scheint heilig, obwohl Naturkatastrophen, zu denen man die kriegerische Attitüde des Menschen auch zählen kann, immer noch für die meisten frühzeitigen Tode verantwortlich sind. 

Die allgemeine Mainstreammeinung suggeriert dabei heute, dass wird das Leben in der Hand haben und auch das Klima, das wir mit Sicherheit durch Verschwendung von Ressourcen beeinflussen. Aber in der Hand haben wir es nicht. Also was waren die Leute in der religiösen Zeit, als man sich noch in allem von Gott geführt, verstand, gut dran. Wenn der einen abberufen wollte, war man fällig. Heute hat man. Alles selbst am Hals.
Heute ist man alles selbst schuld. Jede Handlung kann gesundheitsschädlich sein. Jeder andere mit seinem Dieselauto bedroht einen mit den Stickoxiden. Oder der Raucher in 100 Meter Entfernung könnte den Sargnagel zum eigenen frühzeitigen Krebstod bewirken. Welche Hybris. Welche Paranoia.

Was leisten nun Resilienz und Meditation? Resilienz versucht die wirklichen Bedingungen für das Annehmenkönnen des Lebens, auch mit seinen Widrigkeiten beizubringen. Das gilt individuell, in Gruppen wie Firmen und anderen Institutionen, in der Gesellschaft, in der Weltgemeinschaft.

Dazu ist es nötig auf das zurückzukommen, was der Mensch wirklich braucht. Dazu braucht es wiederum Meditation, Kontemplation oder auch gemeinsames Innehalten mit Menschen, weil nur man nur so in die Lage kommt, das Wesentliche bei sich zu erkennen. Dies geht leider nicht allein mit Denken und Argumentieren, man muss erst in sich eine Schicht ursprünglichen Erfahrens freilegen, ehe man hier Bewusstheit und Handlungsstärke erlangt. 

Mehr dazu in: Mohr, G. (2017): „Resilienzcoaching für Menschen und Systeme“.

Gewinnmaximierung

21/9/2017

 
Gewinnmaximierung

Kürzlich las ich einen Artikel in einer Psychotherapiezeitschrift einen ökonomiekritischen Artikel. Als Volkswirt und Psychologe interessierte mich das. Es ging interessanterweise um Wirtschaft und wie die Gewinnmaximierung alles bestimme. Da hatte sich ein Psychotherapeut, der auch gleichzeitig Theologe war, seinen Frust von der Seele geschrieben. Es war wie so oft etwas klischeehaft, wie Ökonomie dargestellt wurde. Erich Gutenbergs Vorstellungen zur Betriebswirtschaft der 1950er und 1960er Jahre ("wenn jeder nach Gewinn strebt, ist es für alle gut") zugrunde zu legen, ist etwas einfach. 

Denn was passiert denn in der Praxis wenn ein Unternehmer seinen Gewinn maximieren will. Er überlegt sich, welcher Preis für seine Leistung zu erzielen ist, so dass er sein Produkt überhaupt absetzen kann. Er schaut, was am Markt möglich ist. Die von Adam Smith beschriebene "unsichtbare Hand" der Marktregulierung hat konkrete Akteure, die ihre Augen und Ohren einsetzen. Das tut auch Apple, das wohl im Moment erfolgreichste Unternehmen der Welt, genauso wie der Backshop an der Ecke. Apple weiss, dass es einen gewissen Markenbonus hat. Deshalb kann es etwas teurer anbieten als andere, aber auch nicht sehr viel teurer. In den meisten Branchen gibt es tatsächlich marktwirtschaftliche Strukturen, die eine völlig unangemessene Preisbildung wie etwa in einem Monopol verhindern. 

Dass Apple dann seine Gewinne in den Ländern versteuert, in denen es wenig Steuern zahlen muss, ist das dem Unternehmen vorzuwerfen oder den Staaten, die die Unternehmen damit intensiv locken und bei dem Unternehmen antichambrieren, um den Standort zu bekommen. Der Kapitalismus ist komplizierter als oft dargestellt. 

Das ökonomische Prinzip selbst (Mit möglichst geringem Aufwand einen bestimmten Ertrag erzielen oder mit gegebenem Aufwand möglichst viel herzustellen) ist der Umweltschonung durchaus zuträglich. Es spricht lediglich gegen Verschwendung und das haben unsere Welt und Umwelt heute bitter nötig. Selbst die - so konstatiert heute sogar Sarah Wagenknecht -  aus Gründen mangelnder unternehmerischer Freiheit gescheiterte sozialistische Planwirtschaft war vom ökonomischen Prinzip bestimmt. 

Wesentlich ist allerdings, dass die Kosten von Vorgehen transparent werden und nicht auf irgendjemand anderes, die Umwelt oder spätere Generationen verschoben werden (sog. externe Kosten). Leider ist diese Gepflogenheit sehr üblich, auch bei öffentlichen Projekten. 

Profit is the cost if living, so sagte es der Managementexperte Peter Drucker. Gewinn ist nicht das Ziel, sondern ein Mittel, um Investitionen tätigen zu können. 

Aus der so genannten Gewinnmaximierung wird oft eine Art Teufel gemacht wird, der per se böse ist. Wenn man eine solche Instanz schafft, dann hat man einen festen Ankerpunkt, den man bekämpfen kann, egal um wieviel differenzierter und systemischer die Wirklichkeit ist. Also ich plädiere für einen etwas differenzierteren Blick auf Wirtschaft. Weiterentwicklungen der Ökonomie sind durchaus denkbar, etwa in Form von gemeinwohlökonomischen Ansätzen und Grundeinkommen. Näheres in „Systemische Wirtschaftsanalyse“ (Mohr,G., 2015).

Man muss

19/9/2017

 
Menschen haben oft das Gefühl, einen Zweck im Leben haben zu müssen. Dies ist oft rein materiell gezwungen. Man muss arbeiten, weil man sonst um seine materielle Existenz fürchtet. Menschen, die unter diesem Druck stehen, haben es aber in gewisser Weise auch leicht. Sie besitzen ein vorzeigbares Alibi, warum sie sich so verhalten, wie sie es tun, also jeden Tag, mehr oder weniger missmutig zu einer Arbeit gehen. Die Gefühle sind entschuldigt. Die Mehrzahl der Menschen identifizieren sich, wie sich bei jährlichen Untersuchungen zeigt, nicht so sehr mit ihrer Arbeit, wie es die Unternehmensideologen gerne hätten. Man muss ja.

Aber es gibt auch viele, die streben (noch) nach etwas im Beruf. Sie wollen Karriere machen oder sogar „etwas bewegen“. Psychologisch gesehen wollen sie als Person wichtig sein, ihren Beitrag im Leben sichtbar halten. Wir wissen alle insgeheim, dass wir nur „ein paar Jahrzehnte auf diesem Staubkorn amRande des Universums“ haben, wie es Willigis Jäger beschreibt und in dieser Zeit irgendwie einen Abdruck erzeugen, das wär es doch.   

Beides zusammen, die Erwartung von außen und der Druck von innen, führen zum „muss“. Dieses „Muss“ ist dann ein gutes Programm. Denn wenn es bei Menschen wegfällt, wird es auch nicht einfacher. Denn sich selbst, selbstbestimmt ein Programm aufzustellen, ist auf dem Hintergrund der Lebensrealitäten gar nicht einfach. Man kennt dies von den Lottomillionären. Viele kommen damit gar nicht zurecht. 

Die Lösung liegt im Bewusstmachen, dass es kaum „muss“ im Leben gibt. Die „Musse“ sind zumindest in der heutigen westlichen Wohlstandswelt weitgehend selbstentschieden. Dieses Bewusstmachen ist allerdings ein Prozess, in dem der Einzelne vielen Gefühlen begegnet. Und sich dann selbst einen Zweck zu überlegen, trifft oft zunächst auf große innere Leere. Auch bedeutet es, gegebenenfalls den Platz zu lieben, in den das Leben einen gestellt hat und über den man bisher so vortrefflich genervt sein konnte. Muss man aber nicht. Denn wohl dem, der in der Illusion des Gezwungenseins verbleibt. 




Das Hier und Jetzt

19/9/2017

 
In spirituellen und psychologischen Szenen wird das Hier und Jetzt, der Moment, der Augenblick als das Zentrale des Geschehens angesehen. Sätze wie „Es gibt nur den Augenblick“ verdeutlichen dies. Aber was ist dran? Ist es — um mit Slavoy Zizek zu sprechen -„nur“ eine Ideologie, wenn es um das Hier und Jetzt, das Anstreben des Seins im Moment, geht?

Psychologisch korrekt gibt es nur Gegenwart. Alles, womit wir umgehen, wird im Moment prozessiert. Und die Ausrichtung vieler Weisheitslehren, in den Moment zu kommen und nicht permanent sich in andere Zeiten wie Vergangenheit und Zukunft „wegzudenken“, macht Sin. 

Andererseits könnte man aber auch fragen: Ist nicht das Streben nach etwas, das noch nicht da ist, das Hoffen auf etwas, das bisherige Schwierigkeiten hinter sich lässt, etwas dem Menschen Innewohnendes? Die Start Up Bewegung, die im aktuellen Zeitalter der Digitalisierung soviel Fortschritt  - und bei vielen auch Ängste  - bringt, ist von den Akteuren durch Begeisterung und Problemlösewollen getragen. Hoffnung und Zukunft tragen die Menschen. Sehnsucht ist oft intensiver als der Zeitpunkt der Erfüllung. 

Und charakterisieren auf der anderen Seite nicht das Verhalten eines Menschen bestimmte Muster, die einfach repetitiv erscheinen und ob man will oder nicht, in bestimmten Situationen immer wieder auftauchen. Bei traumatisch besetzten Situationen ist dies noch umso stärker der Fall. Wie an einem inneren Gummiband wird der Mensch dann immer wieder in frühere Situationen zurückkatapultiert. 

Also insgesamt ist das Hier und Jetzt doch differenzierter als die Wahrnehmung dessen, was an Objekten gerade um einen herum zu sehen, zu hören, zu spüren ist. Man weiß heute, dass bei der Verarbeitung von Informationen das in uns gespeicherte Erfahrene die viel größere Gehirnaktivität verursacht als der Sinnesreiz von außen. Interessanterweise hatte einer der großen Weisheitslehrer der Geschichte, Buddha, das Denken als den sechsten Sinn gesehen. 

Insgesamt scheint es hier wie bei so Vielem um Balance zu gehen. Es gilt, die Blüten bestimmter Haltungen hinauszunehmen, etwa die Erst-wenn-Muster. Erst wenn das und das erreicht ist, fange ich an zu leben. Natürlich gibt es nur den Augenblick, aber im Augenblick ist auch die Hoffnung auf eine angenehmere Zeit oder die Erinnerung an Erlebtes. 

Aber auch das Streben auf bestimmte bessere Zustände scheint dem Menschen aufgrund seiner immer wiederentstehenden Leiderfahrung ein wichtiger Punkt zu sein. Der Mensch lebt in Unruhe, in Bewegung. In seiner großen Bewegung weiß er um seine Endlichkeit, gibt sich an die nächste Generation weiter. Alles andere sind zwischenzeitliche Momentaufnahmen. Gerade in guten Zeiten in Wohlstandsregionen wird dies oft aus den Augen verloren.

Aufmerksamkeitssteuerung und G 20 in Hamburg

17/7/2017

 

Das wichtigste und erste Muster von menschlichen Zusammenkünften ist die Aufmerksamkeit. Das, was in der Aufmerksamkeit steht, wird beachtet. Das, was nicht in der Aufmerksamkeit liegt, dem wird keine Aufmerksamkeit geschenkt. Nun ist der G 20 - Gipfel vorüber und wo ist die. Aufmerksamkeit? Sie ist bei den Chaoten, die mit gewaltsamen Aktionen sie Aufmerksamkeit auf sich zogen. Kaum jemand interessiert sich für die Beschlüsse der Staatsoberhäupter, obwohl die mit einem Aufwand von 130 Millionen Euro und Delegationen von bis zu 1000 Mitgliedern bei der chinesischen, eine großes Event veranstaltet hatten. Selbst Frau Macron aus Frankreich oder die junge Trudeau-Familie mit dem kleinen Jungen aus Kanada konnten dies nicht retten. 
Was passiert hier? Offensichtlich bringt Gewalt Aufmerksamkeit. Und das ist beim schwarzen Block wohl sehr bekannt. Es ist tatsächlich ein Wunder, dass niemand zu Tode kam. Gewalt ist das, wo Leute hinschauen. Als die Chaoten an einem Morgen durch Hamburger Viertel zogen und die Autos der Anwohner ansteckten, war die Gewalt auch beim kleinen Mann angekommen. Nach diesen Erfahrungen wird es wohl keinen solchen Gipfel mehr in einer Großstadt geben.  
Schade, dass dadurch die wichtigen Botschaften der friedlichen Protestler nicht mehr gesehen werden, nämlich dass beim Gipfel Leute sitzen, die die Gewalt in ihren Ländern verkörpern oder dass G 20 auch etwas damit zu tun hat, dass jeden Tag eine bestimmte Zahl von Afrikanern im Mittelmeer ertrinkt, weil ihnen keiner hilft. Und wir da alle wegschauen. 
Literatur zu Aufmerksamkeitsssteuerung:
Mohr, G. (2015): Systemische Wirtschaftsanalyse, Bergisch-Gladbach: EHP.


Wie können wir im Leben die Initiative wiedergewinnen?

8/5/2017

 
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Es gilt wieder anzufangen zu fühlen, Kontakt mit uns selbst zu bekommen, vom „sollte“ und „müsste“ hin zum „was ich möchte“ zu verändern. Dies bedeutet, wieder in sich hineinzuhören: Welches Gefühl ist da? Der Strom der Gefühle ist immer da, aber wir nehmen ihn aufgrund der Fokussierung auf Denken und Handeln kaum wahr. Der konkrete Lösungsweg, um wieder ins Fühlen kommen, ist Geschehenlassen. Dies bedeutet aber nicht das zuzulassen, was heute von außen laufend angeboten wird, sondern das, was von innen aufsteigt. Dies ist durchaus auch eine Kritik an den Wellness- und Yoga-nebenbei-Angeboten. Denn die Offenheit nach innen ist keine geführte Wellnessreise. Wenn die alternativen Methoden nur zum wieder besseren Agieren in den Oberflächenwelten eingesetzt werden, resultieren sie gerade im Gegenteil dessen, wozu sie geschaffen wurden, in weniger Selbstbestimmtheit. Dennoch unternehmen Menschen sogar vieles, dass nur irgendjemand kommt und sagt, was zu tun ist, ein merkwürdiges Ausweichverhalten....

Ausschnitt aus der Rezension zu Christian Meyer, Ein Kurs in wahrem Loslassen: Durch das Tor des Fühlens zu innerer Freiheit, Göttingen: Arkana, 2016.
die ganze Rezension hier....

Unternehmensveränderung und Kulturwandel bei mächtigen Stakeholdergruppen

22/4/2016

 
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Um aus den Problemen rechtlicher Natur herauszukommen, die auf unlautere Geschäftspraktiken hindeuten, wurde von der Deutschen Bank schon von Anshu Jain und Jürgen Fischen in der Leitung ein Kulturwandlungsprozess in die Wege geleitet. Mehrstellige Millionenbeträge gab man aus, um das Image aufzupolieren. Wirklicher Kulturwandel scheint aber etwas anderes zu sein. Unternehmenskultur wird von den Mächtigen eines Unternehmens entscheidend bestimmt. Aber Macht macht ignorant und inkompetent?
 
Mittlerweile schreibt die deutsche Bank 7 Mrd. Verlust. Dabei schüttete sie in den letzten Jahren bei einem Gewinn von 2 Mrd. Euro, etwa 9 Mrd. Euro an Boni aus. Die Argumente, die für den Erhalt dieser merkwürdigen Prozedur genannt werden, sind drei: die Boni seien mittlerweile wie einer fester Gehaltsbestandteil. Die Investmentbanker würden weglaufen zu anderen, wenn man die Boni wegnähme. Außerdem seien die Deutschen in diesen Fragen komisch. Diese Argumente sagen mehr über die Kultur aus, als alle Hochglanzbroschüren und Wertekanons.
 
Tatsächlich scheint eher das Machtthema vorzuliegen. Die deutsche Bank ist soweit von Investmentbankern beherrscht, dass man dieser Stakeholdergruppe nichts entgegenzusetzen weiß. 
Früher waren das gefürchtete Kapitalisten, die außerhalb des direkten Unternehmens standen und heute heißen diese Heuschrecken!
 
Hinweise dazu gibt es in meinem Buch: „Wirtschaftskrise und neue Orientierung“ von 2009, in dem ich die notwendigen Schritte für Unternehmen beschrieben habe, wie der Kultur-wandelprozess gelingt. 

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    Lesen Sie, was mich an- oder aufregt. Welches Buch ich gerade lese oder womit ich mich sonst beschäftige. Anmerkungen sind sehr willkommen.
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